Thorshämmer
         
Schmuck
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Replik eines Thorshammers, gefunden bei  Rømersdal auf Bornholm, 10. Jh.
       
Thorshämmer wurden häufiger im skandinavischen und skandinavisch beeinflussten Raum gefunden. In Skandinavien selbst stammen sie jedoch, wenn überhaupt in Gräbern gefunden, in der Regel aus Frauenbestattungen! Die meisten Thorshammeramulette stammen dagegen aus Depotfunden oder sind Einzelfunde aus Siedlungszusammenhang.

Lediglich in Vela/Norwegen und Repton/England sind uns bisher Männergraber mit Thorshammer bekannt. Allerdings handelt es sich bei dem norwegischen Grab um ein Flachgrab, das komplett zerflügt war. Dieses Grab ist als Quelle somit eher vorsichtig zu betrachten, zumal nicht einmal geklärt ist, wo der Thorshammer in dem Grab lag bzw. ob er wirklich zu diesem gehört.

Offenbar waren andere Gegenstände als Ausdruck des paganen Glaubens bei den Männern von größerer Bedeutung, denn z.B. Axtamulette lassen sich ausschließlich in Männergräbern nachweisen.
Interessanterweise sind Thorshammeramulette vor dem allmählichen Aufkommen des Christentums - und dem gleichzeitigen Auftreten von Kreuzanhängern - in Skandinavien gänzlich unbekannt. Es handelt sich also um eine (vor allem weibliche) Reaktion auf das Christentum.

Älter als die Amulette scheinen dagegen Ringbeschläge zu sein, an denen ein oder mehrere Thorshämmer aus Eisen befestigt waren. In den Gräbern, in denen Thorshämmer gefunden wurden, sind derartige Beschläge offenbar am häufigsten. Diese Beschläge wurden entweder an Wagenkästen (s. Thumby-Bienebeck) oder am Sarg selbst,  möglicherweise auch an Truhen befestigt.

Weiter unten auf dieser Seite findet Ihr eine Tabelle der aus Skandinavien bekannten Thorshämmer aus Grabzusammenhang. Es sind dabei sowohl Amulette, wie auch Beschlagteile berücksichtigt.
   
       
                                                        
 Replik eines Thorshammers, gefunden in Haithabu                                                        Thorshammer aus Haithabu, 10. Jh.
(Schwarz-Mackensen 1978, S. 81 Abb. 1;
 mit freundlicher Genehmigung des
Archäologischen Landesmuseums Schleswig-Holstein)
Thorshämmer aus skandinavischen Grabfunden
Fundort: Land: Lage: Geschlecht: Material: Sonstiges:
Thumby-Bienebeck DE Hüftbereich w Eisen Kammergrab 7; Kette v. T. zum Wagenkasten gehörig
Thumby-Bienebeck DE am Wagenkasten w Eisen Kammergrab 21; mehrere T. an je 3 Ringen mit Krampe
Immenstedt DE Halsbereich w Kupferleg. Grabhügel P 14; T. zusammen mit Perlen
Nebel DE Brandgrab w Eisen Grabhügel 35; T. an Ring
Træhede DK neben Kopf ? Eisen Kammergrab 1; T. an Ring
Ketting DK links neben Füssen, rechts neben Kopf w Eisen Grab 18; 2 Ringe mit je 2 T. (davon 1 mit Krampe)
Bjerrehøj DK unbekannt w Bernstein möglicherweise Doppelbestattung zusammen mit Mann
Hesselbjerg DK Brustbereich ? Eisen Sted. Nr. 15.02.10; an Ring zusammen m. Miniatursichel u. Feuerstahl
Brabrand Volbækvej DK unbekannt ? Eisen Körpergrab 19
Stengade II DK unbekannt w Eisen Grab CG; T. an Ring
Stengade II DK unbekannt w Eisen Grab JD
Lejre DK Brustbereich w Eisen Sted. Nr. 2.06.01; 2 T.
Klinta SE in Brandschicht innerhalb d. Hügels ? Eisen Grab 59:4; nicht in direktem Bezug mit d. Toten
Överstad SE Brandgrab ? Eisen Grab 2; T. an Ring mit Blechstück
Birka SE neben dem Körper w Silber Grab 60; 2 T. an Ring, vermutlich zusammen mit Eisengewicht in Beutel
Birka SE neben dem Körper ? Eisen Grab 750; T. an Ring; Doppelbestattung v. Mann u. Frau, Beigaben nicht mehr zuweisbar
Birka SE unbekannt w Bernstein Grab 943
Birka SE unbekannt w Kupferleg. Grab 964
Västmanland SE Brandgrab m Eisen Grab 2; T. an Ring
Tuna SE Brandgrab m Eisen Grab 33; T. an Ring
Järvsta SE am Kopfende w Eisen Anlage 10; T. an Ring
Hilde NO Brandgrab w Eisen 9 T. an Ring
Kaupang NO unbekannt w Eisen -
Vela NO unbekannt m Silber mit Kreisen verziert; zerpflügtes Flachgrab
Aufstellung der in Gräbern gefundenen Thorshämmer Skandinaviens, nach Staecker 1999 und Walaker Nordeide 2004.
       
       
Literaturnachweis:
G. Schwarz-Mackensen, Thorshämmer aus Haithabu - Zur Deutung wikingerzeitlicher Symbole. Berichte über die Ausgrabungen in Haithabu, 12 (Neumünster 1978), 85-93.
J. Staecker, Rex regum et dominus dominorum. Die wikingerzeitlichen Kreuz- und Kruzifix- anhänger als Ausdruck der Mission in Altdänemark und Schweden (Stockholm 1999).
S. Walaker Nordeide, Thor's hammer in Norway. In: A. Andrén, K. Jennbert, C. Raudvere (Hrg.), Old Norse religion in long-term perspectives. Origins, Changes and Interactions. An international conference in Lund, Sweden, June 3-7, 2004 (Riga 2006), 218-223.