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Wer
schon einmal durstig in Klamotte - meilenweit entfernt von der
nächsten "Getränkeausgabestelle" - unterwegs war, wird einen
handlichen, verschließbaren und vor allem stabilen
Flüssigkeitsbehälter zu schätzen wissen.
Keramikkrüge und Holzeimer sind für solche Aktionen denkbar
blöd. Lederflaschen sind hingegen die ideale Alternative, die
gekauft allerdings auch gleich richtig ins Geld geht. Deshalb findet
Ihr hier eine Anleitung zum kostengünstigen Eigenbau.
Leute, die in ihrer Darstellung darauf achten, dass alles irgendwie
archäologisch belegt sein muss, seien an dieser Stelle jedoch
gewarnt: Unseres Wissens gibt es bisher für die Wikingerzeit
keinerlei Funde von Lederflaschen im nordeuropäischen Raum.
Allerdings gibt es Lederflaschen bereits im römischen Reich und im
Spätmittelalter historisch und archäologisch belegt. Die
Entscheidung liegt also bei jedem selbst.
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Benötigte Werkzeuge:
Zwei Sticknadeln mittlerer Größe - damit man weder das Leder,
das Garn noch sich verletzt!
eine profillose Zange, die gut in der Hand liegt
Eine Schere;
Eine Lederahle - sie sollte eher kurz sein
Ein Punktierrädchen,
um die Abstände der Nahtlöcher vorzuzeichnen
Dicken gewachsten
Zwirn
Eine Lochzange
Bienenwachs
Einen Topf
Feinen Sand
Einen dünnen
Holzstab
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Leder:
Am besten nimmt man Rindsleder. Es ist fest und dick und
hält von sich aus besser die Form als andere Ledersorten. Hierbei ist jedoch
darauf zu achten, dass das zu verarbeitende Leder nicht zu fest ist (keinen
Rinderhals); es sollte aber auch nicht zu weich sein, da es sich sonst nicht so
gut härten läßt.
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Die Form:
Man schneidet aus dem Leder zwei gleiche Teile heraus,
welche an dem Ende auf dem die Flasche einmal stehen soll flach sind und am
gegenüberliegenden Ende nach oben zu einer schmaleren Öffnung zulaufen. Die
Form der Seiten ist frei gestaltbar. Bei der oberen Öffnung ist darauf zu achten,
dass sie etwa einen halben Zeigefinger weit gerade, also vertikal genäht wird,
da hier später der Korken hereinkommt und dieser einfach nicht gut sitzt, wenn
der Verschluß- Kanal schnell nach unten konisch aufgeht.
Am Hals oben sollte noch ein wenig mehr Material stehen
gelassen werden, damit man dann später Fläche hat um Löcher für die Riemen zu
stechen.
Das Bodenstück sollte eine elliptische Form haben, da diese
einfacher zu nähen ist. Die äußeren Kanten müssen hier genauso lang sein wie
der Boden der Seitenteile- hier kann auch ruhig etwas mehr Material sein, denn
abschneiden kann man immer- rankleben nicht!
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Nähen:
Nun umfährt man die ausgeschnittenen Stücke jeweils von den
Ecken aus mit dem Punktierrädchen, damit die Abstände für die Ahlenbohrungen
gleichmäßig sind und man an den Front- und Rückteilen die gleichen Löcher
vorfindet. Hierbei werden natürlich die obersten Kanten, dort wo nachher das
Wasser raus und reinkommen soll ausgespart.
Die so vorgedrückten Punkte werden nun mit der Ahle durchstochen.
Dazu werden die Lederstücke auf ein Holzbrett gelegt, um sich nicht ins Bein zu
stechen. Es ist wichtig eine Lederahle mit rautenförmigen Querschnitt zu
benuten, da die damit gestochenen Löcher von sich aus enger sind; wenn man
einen Nagel o.ä. benutzt, sind die Löcher rund und werden vom Garn nicht völlig
ausgefüllt, was das Durchdringen von Wasser erleichtert.
Zuerst werden die Seitenteile an den Boden genäht. Die
rauhen Lederflächen zeigen aufeinander und man fängt von einem Eckloch an und
näht zum nächsten.
Die Nähte sollten zwiegenäht sein. Man nimmt hierfür einen
langen gewachsten Fanden und zieht an beiden Enden eine Nadel auf. Dann zieht
man die Erste durch ein Loch soweit bis die Mitte des Fadens erreicht ist. Nun
folgend werden beide Nadeln immer durch das selbe Loch gezogen, nur jeweils
eine von Links und eine von Rechts. Es ist ratsam gewachstes Garn zu verwenden,
weil es durch die Löcher besser durchrutscht. Da es aber trotzdem noch ziemlich
schwer geht, benutzt man die profillose Zange um die halb durchgeschobene Nadel
schließlich ganz durchzuziehen.
Wichtig ist, dass die Naht sehr festgezogen wird, damit die
Lederteile fest aufeinander sitzen.
Da man sich schnell durch das gewachsten Garn blasen
arbeitet, empfiehlt es sich die Finger und die Handkanten abzutapen.
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Formgebung:
Wenn das Nähen abgeschlossen ist legt man die Flasche ca.
eine halbe Stunde unter Wasser. Dadurch wird sie weicher und dehnbarer. Dann
läßt man alles Wasser aus ihr heraus und füllt sie mit einem Trichter mit Sand
bis oben hin. Damit eine bauchige Form bekommt, stopft man mit einem Stock den
Sand so lange von oben nach bis in jede Ecke und jeden Winkel, bis schließlich
kein Sandkorn mehr hineinpaßt. Hierfür eignet sich Vogelsand sehr gut.
Danach kommt die Flasche für ca. eine halbe Stunde bei 50°C
in den Backofen, um auszuhärten und ihre Form zu halten, wenn der Sand
herausgenommen wird.
WICHTIG: im Ofen nur Ober- und Unterhitze verwenden, da
Umluft das Leder verbrennt!
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Ausgießen:
Nach dem Backen entleert man die Flasche und erhitzt Wasser
in einem kleinen Topf. In diesen Topf kommt ein kleines gläsernes Gefäß
(Marmeladenglas…) und dort hinein der Bienenwach. Er wird so lange im kochenden
Wasser erhitzt, bis er vollständig flüssig ist.
Dieser wird nun in die Flasche gegossen, aber nur
schrittweise. Hierbei ist darauf zu achten, dass besonders die Nähte viel Wachs
abbekommen. Aber auch die restliche Innenfläche sollte mit einer dünnen
Wachssicht belegt werden.
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Korken:
Einfach in einen Knick gehen und einen Ast suchen der ein
wenig zu groß für die Flaschenmündung ist. Diesen entrinden und nach unten hin
leicht konisch anspitzen. Oben ein Loch durchbohren, um diesen durch ein Band
mit der Flasche verbinden zu können.
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Pflege:
Wachs wird durch Öle und Alkohol aufgelöst. Diese Stoffe
also nicht einfüllen!
Wenn die Flasche nicht benutzt wird immer offen stehen
lassen, damit sich keine Staufeuchtigkeit entwickelt. Wenn man die Flasche
säubern will, dann mit wenig Spühli und lauwarmen Wasser.
Die Flaschen kann den Geschmack von stark aromatischen
Säften annehmen und beibehalten, daher lieber nur verdünnte Säfte einfüllen und
ohne Fruchtstückchen. Denn in dem ungleichmäßigen Wachsboden können diese sich
verfangen.
Die Flasche nicht in der Sonne stehen lassen!!! Sonst war
ein Großteil der Arbeit um sonst.
Wenn’s doch mal passiert einfach wieder Wachs nachgießen.
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Viel Spaß!
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