Es gibt aus Haithabu und Schleswig mehrere Artefakte, die aus Blei-Zinn-Legierungen hergestellt wurden, darunter Scheibenfibeln, Anhänger und andere Dinge.
Interessant ist, das insbesondere die Blei-Zinnfunde des 9. und 10. Jahrhunderts offenbar zumeist eigene Formensprachen entwickelt haben bzw. bronzene Vorbilder so schlecht imitieren, dass man es schon als eigene Form ansprechen könnte.
Dies gilt auch für Kleebattfibeln, die in Haithabu mehrfach aus Zinnlegierungen gefunden wurden. Allerdings sind bei den Kleeblattfibeln aus Kupferlegierungen teilweise so einfache Formen vertreten, dass die Blei-Zinn-Exemplare diesen dekorativ und handwerklich vereinzelt deutlich überlegen waren, obwohl die materiell „einfacheren“ Fibeln mit einfach herzustellenden geometrischen Formen verziert sind.
Entsprechend reizvoll fand ich es, diese Kleeblattfibeln einmal nachzugießen. Das Problem, das sich nur deutlich stellt: Es gibt keine Gussformen, die für diese Blei-Zinn-Fibeln gefunden wurden. Da Blei-Zinn-Güsse für Haithabu in Geweih- und Holzformen, sowie in Speckstein nachgewiesen sind, habe ich mich schließlich für Speckstein entschieden, da es zum einen leicht zu bearbeiten und zum anderen im Verhältnis zu Holz sehr homogen zusammengesetzt ist.
Die Rückseiten der Kleeblattfibeln aus Haithabu legen nahe, dass sie in geschlossenen Formen gegossen wurden. Zudem zeigen Bearbeitungsspuren an den Spangen, dass der Einguss seitlich über den Fibelarm erfolgte, an dem die Nadelrast auf der Rückseite angebracht war. Specksteinformen mit erhaltener Rückseite und seitlichem Eingusstrichter fehlen allerdings bislang aus Haithabu, sind allerdings im bislang unpublizierten Fundmaterial des 11. Jahrhunderts in Schleswig bekannt, das zur Zeit durch ein Forschungsprojekt der Universität Kiel und dem Archäologischen Landesmuseum Schleswig ausgewertet wird. Michaela Schimmer, die mit der Bearbeitung des Fundmaterials der Grabung Schleswig-Hafengang von 2007 betraut ist, zeigte mir freundlicherweise Bilder von geschlossenen Gussformen, die mir als Konstruktionsvorlage für meine Form dienten.
Im Folgenden zeige ich den bisherigen Stand der Arbeit mit den jeweiligen Hauptstationen der Herstellung:
Die Vorderseite der Gussform während der Ausarbeitung der Fibelgrundform nach dem Sägen der Platte und Anreißen der Konturen. Deutlich zu sehen sind die im Stein vorhandenen Risse, die mir noch Kopfzerbrechen bereiten sollten, obwohl ich die Fibel schon absichtlich dazwischen positioniert habe.
Die Grundform der Fibel fertig ausgearbeitet.
Die äußeren Zierlinien grob eingearbeitet. Trotz aller Vorsicht ist hier während der Arbeit passiert, was ich aufgrund der Risse schon befürchtet hatte: Ein Teil der Platte ist einfach weggebrochen. – Zum Glück weit entfernt von dem eigentlichen Gussfeld. Trotzdem blieb immer ein ungutes Gefühl beim Arbeiten.
Aus Respekt vor den Kreisaugenmustern habe ich dann erstmal die Verbindungslinien zwischen den Außenlinien eingefügt.
Das fertige Muster der Vorderseite. Sogar inklusive eines Flüchtigkeitsfehlers, wie Originale sie auch häufig haben. Und gerade das wollte ich vermeiden…
Die durch Risse gefährdeten Teile der Platte habe ich schließlich entfernt und die Außenkontur anschließend abgerundet.
Um ein seitliches Verrutschen der beiden Gussformhälften zu verhindern, müssen Zapfen in die Form eingebracht werden. Dazu werden zunächst von der Bildseite der Vorderplatte ausgehend zwei Bohrungen angebracht, die durch die Platte durchgehen. Dann werden Vorder- und Rückseite aufeinandergelegt und die Bohrungen von der Vorderplatte auf die Rückenplatte übertragen. Die Rückenplatte wird dabei nur angebohrt. Dann werden die Bohrungen auf der Rückenplatte in ihrem Durchmesser vergrößert. Anschließend werden beide Platten wieder aufeinandergelegt und die Bohrungen mit Zinn ausgegossen. – Fertig sind die Haltezapfen! (Im Bild schon eine Bohrung mit Zapfen).
Hier die Rückseite der Vorderplatte.
Detail der Vorderplattenrückseite. – Wichtig ist, dass die Bohrung hier konisch erweitert wird, damit die eingegossenen Zapfen nicht aus den Bohrungen fallen.
Die Vorder- und grob in Form geschnittene Rückplatte. Gut zu sehen ist, dass die Bohrungen auf der Rückenplatte nicht durchgehen.
Nun werden Vorder- und Rückplatte wieder aufeinandergelegt und die Außenform aneinander angepasst. Durch die Zapfen sind die Formen vor einem Verrutschen geschützt.
Die aneinander angeglichenen Formhälften zusammen…
… und getrennt voneinander.
Die kommenden Schritte werden das Einbringen des Gießtrichters in die Form und die Ausarbeitung der Rückseite.
Holla!
Bisher eine absolute sehr schöne Arbeit! 🙂
Bekomme ich auch eine Fibel?
Na sicher! Zur Zeit hardere ich aber noch damit, wie ich am schlauesten den Nadelapparat einbringe. Ein Besuch im Magazin wird hoffentlich die nötigen Antworten bringen.
Super! Danke, dass hört sich wirklich gut an. 🙂
Liegen die auf der Schlossinsel oder sind die drüben?
Am 15. März gibt es im Magazin eine Führung von Dr. Ulbricht.
Gibt schon schöne Stücke, wie zum Beispiel das hier:
http://www.flickr.com/photos/mararie/6683813131/
Nachtrag: Das Beispiel bezieht auf die Kunst allgemein und nicht auf die Kleeblattfibel von Haithabu. 😉
Hallo,
in der Tat sehr schön. Hoffe das mit der Nadelrast klappt gut, nicht dass du noch löten musst…
Och, das bisschen umbiegen… 😉
Hei,
schade das Skjoldmus und dieser Blog komplett eingeschlafen ist.
Ich sollte wohl mal aus Haithabu Starigard überfallen, ausplündern und dann abfackeln. Vielleicht erweckt das ja Skjoldmus. 😉
Und was wurde aus dem Fibel-Experiment?